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Vereinsförderung in Mörfelden-Walldorf ist beispielhaft


Nach der hitzigen Debatte im Stadtparlament zieht die Rathausspitze eine sachliche Bilanz der kommunalen Vereinsförderung und hält jährliche Ausgaben für Vereine von mehr als einer Million Euro fest. Fest steht dabei, dass in Mörfelden-Walldorf ein sehr aktives Vereinsleben existiert. Rund 15.000 Mitglieder zählen die mehr als 120 Vereine, ohne deren Engagement es in Mörfelden-Walldorf im sportlichen, kulturellen und sozialen Bereich sicher ganz anders aussehen würde. „Die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen sind aus dem städtischen Leben nicht wegzudenken. Sie sorgen nicht nur für ein vielfältiges Sportangebot, sondern organisieren auch tolle Feste und Kulturveranstaltungen“, betonen Bürgermeister Thomas Winkler sowie der für Sport, Kultur und Integration zuständige Dezernent Dr. Achim Sibeth.

Dass in Mörfelden-Walldorf zahlreiche Vereine aktiv sind, liegt auch an den guten Rahmenbedingungen. Jedes Jahr schüttet die Stadtverwaltung eine direkte Vereinsförderung von rund 360.000 Euro aus. Mit diesem Geld kann neue Ausrüstung angeschafft werden, die Kinder- und Jugendarbeit wird gefördert und es gibt Zuschüsse für den Unterhalt von Vereinsgebäuden. Dazu kommen zusätzlich jährlich zwischen 60.000 Euro und 80.000 Euro, die Vereine für Investitionen in Sportanlagen beantragen können. „Unsere Förderung ist in diesem Bereich sicher beispielhaft und geht weit über das hinaus, was in
anderen Städten üblich ist“, stellt Achim Sibeth fest. Die Höhe der Vereinsförderung ist über die städtischen Zuschussricht-linien festgelegt und dieses Regelwerk soll nun aktualisiert werden. Im Jahr 2014 gab es die letzte Anpassung, weshalb sich die Stadtverwaltung die Satzung genau angeschaut hat. „Wir sind eine Modernisierung angegangen und wollen in diesem Zuge auch die Kinder- und Jugendarbeit stärker fördern“, so Dezernent Sibeth. „Die Höhe der Fördersumme von rund 360.000 Euro in jedem Jahr wird sich aber nicht ändern“, betont er weiter.

So sollen z.B. künftig auch die Zuschüsse für die Übungsleiter deutlich erhöht werden, denn ohne Übungsleiter kein Sport! Zudem werden künftig auch die Unterhaltungskosten für Umkleideräume bei den Zuschüssen berücksichtigt und eine Reihe von Förderhöhen den heutigen Standards angepasst.

Die Förderung über die Zuschussrichtlinien ist längst nicht die einzige Unterstützung, die von städtischer Seite bereitgestellt wird. „Vereine können kostenlos unsere Sporthallen nutzen und wir bezahlen den kompletten Unterhalt der Hallen. Auch für das Bürgerhaus und die Stadthalle nehmen wir keine Miete von Vereinen“, erläutert Bürgermeister Winkler. Die Stadthalle in Walldorf, die zum Großteil von Vereinen für Trainingsstunden genutzt wird, belastet den städtischen Haushalt mit rund 470.000 Euro. Das Bürgerhaus wird nur zum Teil von Vereinen genutzt und hier liegen die Unterhaltungskosten bei etwa 500.000 Euro jährlich. „Wir lassen uns die Vereinsförderung einiges kosten, dies ist auch seit vielen Jahren politischer Konsens in Mörfelden-Walldorf und gilt auch uneingeschränkt für die derzeitige Verwaltungsführung“, sagt Achim Sibeth. Im Haushalt des laufenden Jahres sind rund 740.000 Euro für Betrieb und Unterhaltung von Kurt-Bachmann-Halle, Sporthalle Walldorf, Sportplätzen und weiteren Sportanlagen sowie Gebäuden bereitgestellt.

Hinzu kommt noch der Einsatz des Bauhofs, der auf Sportplätzen und Vereinsanlagen im Einsatz ist und sich etwa um das Rasenmähen kümmert. Allein im letzten Jahr, in dem es aufgrund der Pandemie deutlich weniger Betrieb auf den Sportplätzen gab, liefen beim Bauhof Personalkosten von rund 47.000 Euro und weitere ca. 10.000 Euro für anteilige Kosten an Wartung und Betrieb der notwendigen Gerätschaften auf. Ein weiterer Punkt ist: Es gibt für Vereinsfeste Sonderkonditionen bei der Abfallentsorgung und auch bei Verkehrssicherungsmaßnahmen – wenn Bäume durch einen Sturm oder Trockenheit an Standfestigkeit verloren haben – leistet die Stadt unbürokratische Unterstützung. „Wir können also feststellen, dass sich die Stadt die Arbeit der Vereine pro Jahr deutlich mehr als eine Million Euro kosten lässt. Dieses sollte man bei der ganzen Diskussion im Hinterkopf behalten“, so Achim Sibeth.

Ein Posten im städtischen Haushalt sind auch Grundstückspachten, die von der Stadt langfristig an das Land Hessen für Sportgelände gezahlt werden. Auf etwa 30.000 Euro beläuft sich dieser Betrag aktuell. Die Vereine müssen in der Regel nichts für die Nutzung dieser Grundstücke zahlen und können die Flächen pachtfrei nutzen. Viele Vereine sind auch auf anderen städtischen Grundstücken aktiv und zahlen hierfür keine oder nur eine geringe Pacht. Von der Rathausspitze war ursprünglich angedacht, diese kostenfreie Nutzung der Flächen bis 2036 zu verlängern. Nach einer langen Übergangsfrist sollte mit den etwa 45 betroffenen Vereinen über eine Beteiligung an den Grundstückspachten nach 2036 gesprochen werden. Dabei sieht die Verwaltungsführung zehn Prozent der üblichen Pacht als angemessen an. „Bis 2036 sollte aber kein Verein mit einer Pachtzahlung belastet werden“, macht Thomas Winkler deutlich.

Weiter führt er aus: „Pachtzahlungen durch Vereine sind über die letzten Jahrzehnte sehr uneinheitlich gehandhabt worden. Manche mussten bezahlen, andere nicht. Wir würden Pachtzahlungen daher gerne transparent, gerecht und fair regeln“. Von diesen Plänen hat man aber Abstand genommen, nachdem die Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung im April beschlossen hat, dass Vereine in Mörfelden-Walldorf grundsätzlich keine Pacht zahlen sollen. „Wir werden diesen Beschluss natürlich umsetzen“, so Achim Sibeth.

Über die modernisierten Zuschussrichtlinien möchte man die Vereinskommission im Mai informieren und in einem zweiten Schritt mit einer Beschlussvorlage in die politischen Gremien gehen.