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Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist


Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Aus diesem Grund ist dieses Thema in den städtischen Kitas seit vielen Jahren besonders im Blick. „Sprache entwickelt sich im Kindesalter. Was Kinder frühzeitig lernen, bleibt auch später erhalten“, weiß Erster Stadtrat Karsten Groß.

Seit einem Jahr begleitet und unterstützt Leonie Strobel als Pädagogin und Fachberatung des Bundesprogramms Sprach-Kitas Leitungen und Erzieher:innen in den Mörfelder und Walldorfer Einrichtungen. Die zeitlich befristete Stelle wird vom Bund finanziert. „Es geht darum, den Leitungen die Inhalte des Bundesprogramms Sprach-Kitas zu vermitteln, sie zu qualifizieren und zu beraten“, erklärt Strobel. Fast alle städtischen Kitas wurden in das Bundesprogramm aufgenommen. Neben der Fachberatung wird pro Kita zusätzlich eine Fachkraft mit dem Schwerpunkt sprachliche Bildung für 19,5 Stunden/Woche finanziert. Darüber hinaus stehen Gelder für Spiel- und Fördermaterial sowie für digital-technische Ausstattung und medienpädagogische Fortbildung zu Verfügung.

„Der Fokus liegt auf der alltagsintegrierten sprachlichen Förderung“, sagt Strobel. Dies kann zum Beispiel beim gemeinsamen Mittagessen sein: „Die Erzieher:innen erklären alltägliche Situationen. Sie sprechen mit den Kindern und zeigen, was sie gerade tun.“ Dabei kommen nicht nur Worte zum Einsatz. Als Unterstützung zum Verständnis werden auch Mimik, Hände, Füße und Bilder eingesetzt. „Alle Möglichkeiten werden genutzt, denn Sprachverständnis entwickelt sich durch mehr als nur durch Worte.“ In der Kita VI Parkstraße gibt es zusätzlich eine durch Gebärden unterstützte Kommunikation. „Eine Erzieherin ist in diesem Bereich ausgebildet und setzt dies sehr zum Gefallen der Kinder ein“, sagt Strobel. Der Einsatz von digitalen Medien, zunächst in Form von Tablets, dient ebenfalls zur Förderung der sprachlichen Entwicklung.

Zusammenarbeit mit Eltern

Für eine große Anzahl Kinder ist Deutsch die erste Fremdsprache. „In Mörfelden-Walldorf leben Kinder aus rund 120 Nationen. Entsprechend viele Sprachen – von albanisch bis vietnamesisch –gibt es in der Doppelstadt“, sagt Groß. Um sie zu unterstützen, geht das Bundesprogramm mit „inklusiver Pädagogik“ auf Kinder ein, die nicht mit Deutsch als Muttersprache aufwachsen sowie auf Kinder mit sprachlichen Entwicklungsverzögerungen.

Das Bundesprogramm Sprach-Kitas setzt vor allem auf Zusammenarbeit. Leonie Strobel gibt die Qualifizierungsinhalte des Bundesprogramms an die Kitas und Fachkräfte weiter. Es gibt alle sechs bis acht Wochen gemeinsame Treffen – zudem einzelne Sprechstunden für Rückfragen, aber auch große Treffen mit Leitungen und Fachkräften. „Ich gehe in die Kitas, wenn Bedarf besteht und es konkrete Anliegen gibt“, sagt Strobel – besprochen wird dann beispielsweise, wie man ein Kind mit sprachlichen Schwierigkeiten gezielt individuell fördern kann.

Dann geht es um Fragen wie „Was kann man machen, wenn sich Kinder mit Migrationshintergrund nur in der eigenen Muttersprache miteinander unterhalten?“ „Auf jeden Fall, darf man es den Kindern nicht verbieten, aber die Erzieher:innen sprechen bewusst mit den Kindern im Alltag immer wieder Deutsch. Zur Unterstützung kann man Bilderbücher verwenden, die Kinder für die Sprache sensibilisieren und ihr Interesse wecken“, erklärt Strobel. „Daneben sind der Kontakt und das Gespräch mit den Eltern überaus wichtig.“

Generell legt man Wert auf die Förderung der Mehrsprachlichkeit. „Die Muttersprache bildet die Basis für die anderen Sprachen“, sagt Strobel und lobt: „Die Erzieher:innen sind bei der Sprachförderung sehr engagiert. Es gibt verschiedene Projekte. Erzieher:innen lesen aus mehrsprachigen Büchern vor oder gestalten den Morgenkreis in den Gruppen mit mehrsprachigen Elementen. Auch die deutschsprachigen Kinder profitieren sehr davon, da sie mit mehreren Sprachen in Berührung kommen, Sprachen zu unterscheiden lernen und das Problemlösungsdenken gefördert wird.“ Neben Sprechen und Hören von Sprache gilt es auch, den Kindern gute Erfahrung mit der Schriftsprache zu ermöglichen. Ganz praktisch kann das bedeuten: Kinder spielen mit Buchstaben, schreiben Wörter mit verschiedenen Schreibwerkzeugen. Außerdem werden Symbole wie z. B. eine Sonne mit dem entsprechenden Wort ergänzt.  

Zwischenberichte

Für das Bundesprogramm Sprach-Kitas werden regelmäßig Zwischenberichte erstellt. Die Kinder werden beobachtet, die Entwicklung, Fortschritte und Schwierigkeiten dokumentiert. Es wird hingeschaut, wo die Interessen liegen, um über diesen Weg das Interesse an Sprache zu fördern. Eine wichtige Zielsetzung ist vor allem die Erweiterung des Wortschatzes für alle Kinder, sowohl für Kinder mit anderer Muttersprache als Deutsch als auch für deutschsprachige Kinder. Die Erzieher:innen fungieren dabei als sprachliche Vorbilder.

„Ich war schon bei meinem Antritt erstaunt, wieviel von den Inhalten des Bundesprogramms in den Mörfelden-Walldorfer Kitas bereits umgesetzt wird. Es wird hier auf jeden Fall seit vielen Jahren pädagogisch wertvolle Arbeit geleistet“, stellt Strobel erfreut fest.