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Die sorgfältige Wegbereiterin


„Mit Ingetraud Germann geht nach 23 Jahren in der Stadtverwaltung eine engagierte, erfahrene und äußerst kompetente Kollegin in den Ruhestand, die in vielen Bereichen im Amt für Finanzen Pionierarbeit geleistet und anderen den Weg bereitet hat“, würdigt Erster Stadtrat Karsten Groß die Leiterin des Amts für Finanzen in Mörfelden-Walldorf.

Dass Ingetraud Germann einmal Leiterin des Amts für Finanzen wird, hätte sie in jungen Jahren nicht gedacht. Denn eigentlich wollte die gebürtige Karbenerin Krankenschwester werden. Ihre Mutter riet ihr aber davon ab, und so entschied sich Germann für eine Ausbildung zur Industriekauffrau. „Ich wollte nie etwas mit Zahlen zu tun haben und dann hat es sich immer wieder ergeben, dass ich bei den Zahlen gelandet bin“, erzählt sie lachend.

Ihr beruflicher Weg führte Germann unter anderem zur Büroleitung eines Sport- und Reiseveranstalters in Mörfelden-Walldorf und zur Stadt Kelsterbach, wo sie erst in der Wohnungsverwaltung arbeitete, um dann zu den Finanzen zu wechseln. „Ich war für alle Steuer- und Abgabenveranlagungen verantwortlich und habe mich intensiv in die Thematik eingearbeitet“, erinnert sie sich gerne an die Zeit.

Privat engagierte sich Germann zu dieser Zeit kommunalpolitisch in ihrer Wahlheimat Mörfelden-Walldorf, wo sie seit 1978 der Liebe wegen lebt und heute tief verwurzelt ist. Im Haupt- und Finanzausschuss war sie vier Jahre die Vorsitzende und dadurch mit Haushaltsthemen vertraut.

Als eine Stelle im Steueramt frei wurde, bewarb sich Germann bei der Stadt Mörfelden-Walldorf und blieb. In den letzten 23 Jahren hat sie dort viel erlebt, bewegt und war sorgfältige Wegbereiterin. So wurde sie erst stellvertretende Leiterin und schließlich 2016 die erste Frau, die die Leitung des Amtes für Finanzen in Mörfelden-Walldorf übernommen hat. Pionierin war sie für die Stadt auch bei der Umstellung auf die Doppik. Hier wurde die kaufmännische Buchführung auf den kommunalen Bedarf zugeschnitten. „Das war eine Mammutaufgabe, denn es musste das gesamte Vermögen der Stadt erfasst und bewertet werden, Fortbildungsseminare für Doppik und neue Software besucht sowie die Finanzbuchhaltung eingerichtet und die Altdaten übernommen werden.“

Fleißarbeit zahlt sich aus

Diese Fleißarbeit zahlte sich aus: Mörfelden-Walldorf war dank des engagierten Einsatzes aller Mitarbeiter:innen des Amtes für Finanzen die erste Kommune im Kreis Groß-Gerau, die eine Eröffnungsbilanz und später den Jahresabschluss für 2007 aufstellen und vorgelegen konnte. Darauf ist Germann noch immer stolz.

Besonders anstrengend war die Zeit, als die Stadt erstmals unter den Schutzschirm fiel und es eine vorläufige Haushaltsführung gab. Sparen war nötig. Die Ämter, aber auch die Bürger:innen traf das hart. Weitere Herausforderungen waren die Pandemiejahre, der Krieg in der Ukraine und Preissteigerungen. „Ich freue mich immer, wenn ein Haushaltsjahr positiv ausfällt, das ist auch das Ziel bei der Planung. Eine Haushaltsplanung beginnt aber früh im Jahr und solche unvorhergesehenen Ereignisse wie ein Krieg oder eine Pandemie kann niemand erahnen und einplanen“, weiß Germann, die sich selbst als eine vorsichtige Kauffrau bezeichnet.

Sie verweist auch darauf, dass – im Gegensatz zum Klischee – die Buchhaltung keine trockene, sondern eine sehr spannende und mitunter kreative Arbeit ist. In ihrer Arbeit kam sie mit allen Ämtern in Kontakt. „Wenn zum Beispiel Ämter neue Projekte auf den Weg bringen wollen, schauen wir uns im Team an, wie das im haushaltsrechtlichen Rahmen realisiert werden kann.“ Und sie erinnert sich: „Wir haben oft im Team zusammengesessen, Probleme gewälzt, nach Lösungen geschaut, wenn es sein musste T-Konten gemalt.“

Insgesamt mit drei Bürgermeistern und fünf Kämmerern aus vier politischen Parteien hat sie in den letzten Jahren zusammengearbeitet und lernte dort unterschiedliche Herangehensweisen kennen. „Manche Kämmerer sind detailverliebt, andere richten den Blick aufs Große und Ganze“, umschreibt sie die Unterschiede grob. „Wir waren immer ein sehr gutes Team. Auch die Zusammenarbeit mit den Kämmereileitern anderer Kreiskommunen war ausgezeichnet“, sagt Germann und bedankt sich für die gute Zeit.

Jetzt verabschiedet sie sich in den Ruhestand. Ruhig wird es aber nicht. Denn Germann ist vielfältig ehrenamtlich tätig, so als amtierende Vorsitzende des Volkschors der SKG, stellvertretende Kreisvorsitzende der AWO Groß-Gerau und Vorsitzende des AWO Ortsvereins Mörfelden-Walldorf. Außerdem gibt es zuhause noch viele Projekte, die auf sie warten.

Auch im Amt für Finanzen gibt es für die 18 Mitarbeiter:innen weiterhin viel zu tun: Es warten eine neue Leitung und neue Aufgaben, wie die Umsatzbesteuerung der Kommunen, die Grundsteuerreform, die Digitalisierung und vieles mehr.