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Kläranlage um innovative 4. Reinigungsstufe erweitert


„Wir wollen unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt gerecht werden und einen Beitrag leisten, um unsere Gewässer und Böden zu schützen. Die Einführung der 4. Reinigungsstufe ist ein wichtiger Meilenstein. Wir setzen damit ein klares Zeichen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Bereich der Abwasserentsorgung“, sagt Bürgermeister Thomas Winkler.

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit steht die Erweiterung der Kläranlage Mörfelden-Walldorf mit einer 4. Reinigungsstufe kurz vor der Inbetriebnahme. Aus diesem Anlass veranstalteten die Stadtwerke Mörfelden-Walldorf am Mittwoch, 17. Mai 2023, auf dem Kläranlagengelände einen Informationstag und präsentierten den politischen Gremien der Stadt und den beteiligten Behörden die neue Abwasserreinigungsstufe. Auch Brigitte Lindscheid, Präsidentin des Regierungspräsidiums Darmstadt, war vor Ort. Sie hob die vorausschauende Entscheidung der Verantwortlichen hervor: „Sie nehmen für unser Bundesland eine Vorreiterrolle ein und untermauern ihr verantwortungsvolles, in die Zukunft gerichtetes Handeln. Die Erfahrungen auf der Kläranlage Mörfelden-Walldorf können anderen Kommunen und Betreibern bei ihren Planungen und zukünftigem Betrieb Hilfestellung leisten.“ Die Veranstaltung wurde von einer Vortragsreihe über den Projektablauf und den hessischen Gewässerschutz begleitet. Die Teilnehmer:innen hatten auch die Möglichkeit, die neue Anlagentechnik zu besichtigen und Fragen zu stellen.

Kläranlagen-Nachbarschaftstreffen der DWA am Vormittag

Bereits am Vormittag fand ein Kläranlagen-Nachbarschaftstreffen der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) mit dem Schwerpunkt „Spurenstoffelimination“ statt. Hier ging es um Erfahrungsaustausch von Mitarbeiter:innen aus benachbarten Kläranlagen. Zudem erhielten sie Einblicke in die Funktion der neuen Anlagenteile.

Mörfelden-Walldorf übernimmt Vorreiterrolle

Die 4. Reinigungsstufe basiert auf einer innovativen Technologie, die es ermöglicht, auch kleinste Verschmutzungen (Spurenstoffe) aus dem Abwasser zu entfernen – eine Investition von rund 10 Millionen Euro auf der Kläranlage in Mörfelden-Walldorf. So können auch Arzneimittelrückstände und andere Schadstoffe zuverlässig aus dem Wasser entnommen werden. Die Anlage arbeitet dabei energieeffizient und ressourcenschonend, so dass auch hier ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet wird.

„Wir freuen uns, durch die Einführung der 4. Reinigungsstufe mit bestem Beispiel im Bereich Kläranlagentechnik voranzugehen. Die Kläranlage von Mörfelden-Walldorf zählt bundesweit zu den wenigen Anlagen, die diese innovative Technik einsetzen – in Hessen sind wir kommunal die ersten", verdeutlichte Erster Stadtrat Karsten Groß.

Die Spurenstoffelimination befindet sich derzeit kurz vor der Fertigstellung und vor einer Teilinbetriebnahme. „Es wird die erste kommunale Kläranlage in Hessen sein, die mechanisch-biologisch gereinigtes Abwasser in einem Kombinationsverfahren bestehend aus Ozonung, Pulveraktivkohleadsorption und Tuchfiltration von Spurenstoffen (z. B. Arzneimittelrückstände, Industriechemikalien etc.) befreit“, erklärte Projektleiter Filip Milosevic die Details. Mittels der Ozonung werden die Spurenstoffe „aufgespalten“ und anschließend an der Pulveraktivkohle gebunden. Die so „beladene“ Pulveraktivkohle wird über die Tuchfilteranlage aus dem Abwasserstrom wieder entnommen und der Schlammbehandlung zugeführt. Zusammen mit dem Klärschlamm wird die verbrauchte Pulveraktivkohle entsorgt und thermisch verwertet.

Gesamtmaßnahme in mehrere Bauabschnitte unterteilt

Karsten Groß und Projektleiter Filip Milosevic gaben am Nachmittag einen Überblick über das Gesamtprojekt. Die Gäste erfuhren, dass die Gesamtmaßnahme in mehrere Bauabschnitte unterteilt wurde. Im ersten Bauabschnitt wurden Faulturm und Klärgasbehälter ertüchtigt sowie eine Mikrogasturbine zur Klärgasverwertung installiert. Der zweite Bauabschnitt sah im ersten Teil die Erneuerung der Schlammentwässerung und im zweiten Teil eine Erweiterung der biologischen Stufe und den Neubau einer Spurenstoffelimination vor. In einem dritten und vierten Bauabschnitt werden ein neues Betriebsgebäude errichtet, die bestehenden Betriebsgebäude für die Weiternutzung umgestaltet und anschließend die mechanische Abwasserreinigungsstufe erneuert.

Durch Einsparungen wurden die Kosten gesenkt

Die Schätzung der Gesamtkosten für die Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahme belief sich auf über 58 Millionen Euro (brutto). Da im bisherigen Bauverlauf und für den kommenden Bauabschnitt auf dieser Ausgangsbasis Einsparpotenziale identifiziert und ausgeschöpft werden und der Bau der Spurenstoffelimination vom Land Hessen mit rund 4,6 Millionen Euro gefördert wird, ist heute von einem Investitionsvolumen in Höhe von rund 49 Millionen Euro auszugehen. „Auch dank der gezielt eingerichteten Task-Force konnten die Kosten gesenkt und dennoch eine der modernsten Kläranlagen in ganz Deutschland gebaut werden“, freut sich Karsten Groß.

Nach vollständigem Abschluss der Bauarbeiten organisieren die Stadtwerke einen Tag der offenen Tür für interessierte Bürger:innen der Stadt Mörfelden-Walldorf.