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Tief verwurzelt und immer in Bewegung


Nach über 35 Jahren verabschiedet sich Leiterin Erna Hechler-Schulmeyer von der Kita VII Kollwitzweg. Sie hat das Haus maßgeblich geprägt und gemeinsam mit dem Team aus ihm das gemacht, für das es heute steht: Eine Kita, die Wertschätzung und Offenheit lebt und in der sich jeder willkommen fühlt.

„Mit Frau Hechler-Schulmeyer geht eine erfahrene Leiterin, deren Meinung und Expertise sehr geschätzt wird und die sich leidenschaftlich für das Thema frühkindliche Bildung einsetzt“, würdigt Erster Stadtrat Karsten Groß das langjährige Engagement von Hechler-Schulmeyer. „Eine der vielen Stärken von Frau Hechler-Schulmeyer ist es, große Zusammenhänge zu verstehen und notwendige Schritte einzuleiten. Sie ist ein echtes Unikat“, ergänzt Sebastian Hösch, Leiter des Sozial- und Wohnungsamtes.

Bereits Anfang der 80er Jahre lernte die gebürtige Mörfelderin die Kita VII als junge Mutter kennen. „Ich studierte zu dieser Zeit Sozialarbeit und meine Zwillinge wurden hier betreut. Ich bin also quasi seit Öffnung des Hauses in der Kita VII ein- und ausgegangen“, erzählt sie lachend. So verwundert es auch nicht, dass Hechler-Schulmeyer sich mit dem Haus tief verbunden fühlt. Ihr beruflicher Weg führte die Diplom-Sozialarbeiterin aber vorerst ins Jugendzentrum Mörfelden. „Anfangs habe ich mit älteren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gearbeitet. Viele kennen mich daher auch von den Ferienspielen, die ich mitorganisiert und betreut habe“, so Hechler-Schulmeyer. Dem Stadtteil blieb sie treu: „Ich bin hier verwurzelt, lebe und arbeite gerne in der Doppelstadt. Ich habe eine große Familie und bin gut vernetzt. Außerdem hat es sich nie richtig ergeben, woanders hinzugehen“, schmunzelt die Pragmatikerin.

Gerne Verantwortung übernehmen und sich einsetzen

1988 wechselte Hechler-Schulmeyer dann in die Kita VII, die 1983 als Modellprojekt konzipiert war. „Es gab zwei Hort- und zwei Kindergartengruppen, was etwas Besonderes war. Wir waren damit also Vorreiter.“ 1991 übernahm Hechler-Schulmeyer die stellvertretende Leitung und 2006 die Leitung. „Ich wollte Verantwortung übernehmen. Denn die Möglichkeit, zu gestalten und mich für das Thema, Kinder und die Mitarbeiter:innen einsetzen zu können, hat mir immer Spaß gemacht“, fasst sie zusammen.

Und sie erklärt, dass die Einrichtung sehr früh damit anfing, dass unterschiedliche Altersgruppen miteinander in Kontakt kamen. „Das bereichsübergreifende Arbeiten – wie man es damals noch nannte – war neu. Da trafen 3- bis 12-Jährige Kinder selbstverständlich aufeinander. Die Kinder haben die Mischung quasi vorgelebt. Diese neue pädagogische Ausrichtung war eine Bereicherung und eine neue Erfahrung – und der Beginn des Konzeptes der Offenen Arbeit.“

Generell sieht Hechler-Schulmeyer Veränderungen als Herausforderung und hält stetige Reflexion und Weiterentwicklung für notwendig. Oft waren die Veränderungen mit Diskussionen verbunden. „Das gehört im Sozialbereich einfach dazu“, sagt sie.

Hechler-Schulmeyer ist auch eine leidenschaftliche Kämpferin, wenn es um Bildung und die Rechte der Kinder geht. „Inklusion findet statt, wenn man nicht mehr drüber reden muss. Das sollte das Ziel sein“, bringt sie es auf den Punkt. Kinder sollten daher immer gleichberechtigt behandelt werden, um ihre individuellen Stärken und Besonderheiten entfalten zu können. Auch das Thema Sprache ging sie an. Schon vor 25 Jahren begann sie mit anderen an einem Sprachförderkonzept für Mörfelden-Walldorf zu arbeiten. Dann war die Kita viele Jahre lang Teilnehmerin am Bundesprogramm und ist es jetzt am Landesprogramm Sprach-Kitas. „Sprache ist der Schlüssel zur Welt“, betont sie.

Kita hat sich ständig weiterentwickelt

Die Kita VII hat sich in 40 Jahren ständig weiterentwickelt, passte sich den Bedürfnissen der Kinder und Familien in der Gesellschaft an. Es ist ein buntes Haus mit vielen Kulturen und unterschiedlichen Persönlichkeiten.  Essensplätze wurden in den letzten Jahren ausgebaut und mehr Ganztagsbetreuung angeboten. 2016 wurde der Hort abgebaut und zwei Jahre später U3 Plätze angeboten. Es folgte eine Umbauphase, der neue Anbau vergrößerte die Kita. „Ich bin dankbar, dass man mir die Zeit gegeben hat, Veränderungen zu gestalten, das ganze Team mitzunehmen und so von einem Haus für Kinder von 3 bis 10 Jahren zu einem Haus für Kinder von 1 bis 6 Jahren zu werden.“ Das Team mitnehmen nehmen zu können und transparent zu sein, war ein Erfolgskonzept.

„Ich bin stolz auf die Fachlichkeit und die Unterstützung des gesamten Teams, auf das ich mich immer verlassen konnte“, bedankt sich Hechler-Schulmeyer bei den Mitarbeiter:innen und lobt auch ihre Stellvertreterin, die in der letzten Phase von Erna Hechler-Schulmeyer immer mehr Verantwortung übernommen hat. Vermissen wird sie neben dem Team und den anderen Leiter:innen auch die Sprüche der Kinder. „Einmal sagte ein Mädchen: ‘Es schneit, wir können die Pinguine rauslassen.‘ Sowas kann ich mir merken“, freut sich Hechler-Schulmeyer mit ihrem Sinn für Humor.

Eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit waren wichtig

Wichtig war ihr immer eine gute Vernetzung. Eng war auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Grundschulen, um die Kinder gut auf den Übergang zur Schule vorzubereiten. „Außerdem wurde mir 2017 die Verantwortung für die Schulbetreuung der Albert-Schweitzer-Schule übertragen, deren pädagogische Leitung inzwischen Sina Schäfer hat”, erzählt sie von einigen der vielen Aufgaben in ihrer wichtigen Tätigkeit.

Eine andere Herzenssache ist die Qualifikation der Mitarbeiter:innen. In Leitungsrunden engagierte sich die Leiterin gemeinsam mit der Fachberatung und der Personalabteilung für innerstädtische Qualifikationsstandards in der Ausbildung. „Wir ziehen an einem Strang für eine gute frühkindliche Bildung“, so Hechler-Schulmeyer, die immer über den Tellerrand hinaussieht, gerne plant und vorausschauend denkt.

Ruhestand ruhig angehen

Was ihren Ruhestand betrifft, lässt die ehemalige Kita-Leiterin aber lieber alles ruhig auf sich zukommen. „Ich werde bestimmt eine Aufgabe finden“, weiß die aktive und energiegeladene Frau. Sehr freut sie sich auf die Zeit mit der gesamten Familie, besonders den Enkel:innen, den Katzen und ihrem politisch engagierten Mann. Kraft für die bevorstehenden neuen Herausforderungen tankt Erna Hechler-Schulmeyer seit vielen Jahren auch in der Natur und beim Sport. Das regelmäßige Laufen, wenn möglich im Wald, machen den Kopf frei und halten sie fit.

Viel Erfolg wünscht Erna Hechler-Schulmeyer ihrer Stellvertretung, Sina Schäfer, und der neuen Leitung Katharina Weese, die bereits im Team herzlich willkommen geheißen wurde.